Körpertherapie und Körperorientierte Psychotherapie:
Hinter dem Begriff Körpertherapie verbergen sich eine Vielfalt unterschiedlicher Behandlungsmethoden, welche unter dem Begriff "Komplementärmedizin" subsummiert werden können. Vereinfacht können zwei verschiedene Zugangsweisen unterschieden werden: Einerseits sog. funktionale Verfahren wie Atemtherapie, diverse Entspannungstechniken (z.B. autogenes Training oder Eutonie), die Feldenkrais-Methode oder CranioSacral-Therapie; diverse Massageverfahren wie Rolfing oder Ganzheitliche Massage sowie fernöstliche Zugangsweisen wie Ayurveda, Yoga, T´ai Chi oder Shiatsu. Die Überschneidungen zur Wellnessbehandlung sind vielfach fließend.
Darüber hinaus finden sich sog. konfliktorientierte und/oder integrative Verfahren mit ausdrücklich psychotherapeutischem Anspruch. Eine der bekanntesten und fundiertesten Therapieformen hierunter ist die von dem Arzt und Psychotherapeuten Alexander Lowen entwickelte Bioenergetik. Auch die von der norwegischen Psychoanalytikerin und Physiotherapeutin Gerda Boyesen entwickelte Biodynamische Körpertherapie, ein auf soliden anatomisch-physiologischen und tiefenpsychologischen Kenntnissen basierendes Konzept, kann hier eingeordnet werden.
Wirkungsweise:
Kennzeichnend für viele dieser Methoden - insbesondere der konfliktorientierten bzw. integrativen Verfahren - ist, dass sie über den Körper, dessen Ausdrucksformen und Sensibilität einen Zugang zu psychischen Prozessen finden, um auf diese Weise Körper und Seele positiv beeinflussen zu können. Die Wechselwirkungen zwischen Psyche und Soma sind seit alters her bekannt. Viele aus Naturheilkunde und Schamanismus vertrauten Phänomene werden in der modernen psychosomatischen Medizin erforscht und auf ein wissenschaftlich tragfähiges Fundament gestellt. In umfangreichen Untersuchungen und Experimenten (vgl. Deane, 1997) konnte nachgewiesen werden, wie dramatisch sich mangelnde Berührungsreize, unterdrückte Gefühle, Ängste und Stress auf Persönlichkeitsentwicklung und seelisch-körperliche Gesundheit auswirken. Bereits in früher Kindheit lernen wir, aus Angst oder vor beherrschter Wut die Luft anzuhalten, die Zähne zusammenzubeißen, nicht zu weinen, uns „klein“ zu machen und zurückzuhalten, unsere Lust und vitalen Bedürfnisse zu missachten, Demütigungen und psychische Verletzungen zu verdrängen und vieles mehr. Hieraus resultieren nicht nur eine chronische Fehlatmung und Muskelverspannungen, sondern auch Störungen des Hormonhaushaltes und der Autoimmunabwehr. Der Körper wird anfälliger für Krankheiten unterschiedlichster Art.
Die chronisch kontrahierte Muskulatur zehrt an den Energiereserven und behindert zugleich einen freien Energiefluss. Häufige Müdigkeit und geringe körperlich-psychische Belastbarkeit sind die Folgen dieses Teufelskreises. Mittels Körpertherapie und ihren vielfältigen Techniken wird der Muskelpanzer aufgeweicht; blockierte Energien werden zum Fließen gebracht, psychisches und körperliches Wohlbefinden kehren zurück. Im Gefolge eines ausbalancierten Vegetativen Nervensystems wird das Autoimmunsystem angeregt, was sich wiederum günstig auf eine Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungen auswirken kann. Der Weg zu freierem emotionalem Ausdruck, vermehrter Lebensfreude und Vitalität wird geebnet, Handlungskontrolle zurückgewonnen und anstelle von Angst, Depression und Überforderung gesetzt.